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Geplanter Radwegebau im Striegistal stockt
Initiativgruppe hat schon mehr als 6700 Unterschriften für den Bau gesammelt

Wie wir der „Freien Presse“ vom 2. August entnehmen konnten, haben die Bürgermeister der Anliegerkommunen an der einstigen Bahnstrecke zwischen Hainichen und Roßwein seit sechs Jahren eine Vision: Wo bis 1998 Züge durch die Landschaft rollten, sollen nun Radler auf 18 Kilometer Länge die Natur genießen und sicher die Distanz zwischen den beiden Orten überwinden können. Bisher konnte nur ein mehrere Hundert Meter langer Teil des Radwegs von Hainichen bis zum Ortsteil Crumbach gebaut und 2008 eingeweiht werden. Für den zweiten Abschnitt bis Schlegel ist ein aufwändiges Planverfahren notwendig, mit hohen bürokratischen Hürden. Denn die Striegistäler wurden per EU-Richtlinie Anfang der 2000er-Jahre als Flora-Fauna-Gebiet ausgewiesen. Die Planungsbehörden haben also auch hier wieder eine hohe Verantwortung, wenn es darum geht, die Pläne mit dem Naturschutzrecht in Einklang zu bringen.

Der Initiativkreis „Pro Striegistalradweg“, der sich im Januar dieses Jahres unter dem Motto „Familienfreundlich - Beweglich - Naturverbunden“ gegründet hat, sammelte während der vierwöchigen Auslegung der Planunterlagen exakt 6753 Unterschriften. Die Unterzeichner sind dabei nicht nur in den Anrainerkommunen zu Hause, sondern kommen auch aus Frankenberg, Mittweida, Freiberg, Großschirma, Meißen, Döbeln sowie aus dem Norden des Landes.

Dieser Tage erhielt der Initiativkreis nun prominente Unterstützung. Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) machte bei einem Besuch in Hainichen deutlich, dass der Freistaat ein Unterstützer des Radweges ist. Zitat: „Wie wollen wir die Leute überzeugen, vom Auto aufs Rad umzusteigen, wenn wir gleichzeitig gegen Radwege sind?“ Der Minister erntete zudem viel Beifall für seine Aussage: „Das Geld steht bereit. Wenn das Baurecht hergestellt ist, kann es losgehen.“

Aber genau da ist der Haken, denn die zügige Herstellung des Baurechts könnte wie bei den Ortsumgehungen in Flöha und Freiberg an den Einwendungen ggf. auch Klagen der Naturschützer/Landeigentümer scheitern, zumindest jedoch für eine gewisse Zeit blockiert werden. Tobias Mehnert vom Naturschutzverband Sachsen (NaSa e.V.) ließ noch offen, mit welchen Argumenten er gegen den geplanten Radweg zu Felde ziehen wird, Zitat: „Das ist ein laufendes Verfahren, dazu werde ich mich nicht äußern.“ Dem Vernehmen nach geht es darum, ob Eingriffe in das dortige FFH-Gebiet überhaupt genehmigungsfähig sind und wenn ja, welche Ausgleichsmaßnahmen in das FFH-Gebiet eingeordnet werden können. Zitat Tobias Mehnert: „Für einen Radweg sehe ich da keine Realisierungschance.“ Die von Bürgermeister Greysinger vorgeschlagene zu renaturierende Ausgleichsfläche (ehemaliges Witzgut an der B169) akzeptiert Herr Mehnert nicht. Allerdings hat er dem Bürgermeister angeboten, mit dem Naturschutzverband Sachsen die Renaturierung dieser Fläche zu übernehmen. Ob das ein Wink mit dem Zaunspfahl als mögliche Gegenleistung der Stadt Hainichen für einen Kompromiss der Naturschützer beim Radweg gedacht war, blieb auch nach den jüngsten Veröffentlichungen (Freie Presse, 6. August) offen.